Das Ferghanatal ist eine dichtbesiedelte Senke zwischen dem Tianshan und dem Alaigebirge in Zentralasien.



Das Tal wird vom Fluss Syrdarja in westlicher Richtung durchflossen und erstreckt sich
ungefähr von Chudschand im Westen bis Osch im Osten. Mehr als zehn Millionen Menschen
und damit 20 % der Bevölkerung Zentralasiens leben in dem lediglich 300 km langen und bis zu
110 km breiten Tal. Dieses wird allgemein als das kulturelle Zentrum Zentralasiens betrachtet.
Das Tal verteilt sich auf die Staatsgebiete von Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan.

Das Tal bildet den Mittelteil des wichtigsten zentralasiatischen Ost-West-Korridors
durch die hohen Gebirge: Im Osten liegt das Tarimbecken und dahinter China, im Westen
die historischen Gebiete Transoxanien, Choresm und Chorasan; historisch wird das Ferghanatal
zu Transoxanien gerechnet. Im Nordosten, abgetrennt durch hohe Gebirge,
liegt das Siebenstromland.

Die Bevölkerung des Ferghanatals ist mannigfaltig und umfasst Usbeken, Kirgisen, Tadschiken, 
Tataren und Menschen eines großen Teils der Minderheiten Zentralasiens. Es kam immer wieder
zu Konflikten, wie Ende der 1980er / Anfang der 1990er Jahre und im Frühjahr 2010
(siehe Unruhen in Südkirgisistan 2010). Diese forderten auch mehrmals Todesopfer.

Die meisten Bewohner des Ferghanatals sind Muslime. Eine wichtige Bezugsgestalt der lokalen
islamischen Frömmigkeit ist ʿAbd al-Qādir al-Dschīlānī. Es gibt zahlreiche Lieder zum Ruhme
dieses Heiligen, die vor allem von Frauen gesungen werden, wenn sie seine Hilfe erlangen wollen.

Das Tal ist von Usbekistan auf einer Gebirgsstraße über den 2267 m hohen Kamchiq-Pass erreichbar.
Unter dem Pass wurde der 19,2 km lange Kamchiq-Tunnel gebaut,
Teil der 2016 eröffneten Bahnstrecke Angren–Pop.

Die ersten Siedlungsspuren datieren in die mittlere Bronzezeit. Besonders aus dem
nordwestlichen Bereich sind viele Siedlungsreste und Nekropolen bekannt.
Die Bewohner dieser Siedlungen betrieben offenbar Viehzucht sowie Metallurgie.
Um 1500 v. Chr. wurde die mittelbronzezeitliche Andronovo-Kultur von der
spätbronzezeitlichen Tschust-Kultur abgelöst, deren Träger wohl bereits Ackerbau betrieben.
Um 900 v. Chr. entstand die Ejlatan-Kultur, benannt nach der befestigten Stadt Ejlatan.

In der jüngeren Eisenzeit bestand in der Ferghana das Reich Dayuan,
das für seine hoch entwickelte Landwirtschaft und seine Pferdezucht bekannt war.
Bedeutende Siedlungen dieser Zeit sind Schurabaschat und das jüngere Marchamat.
Um 329 v. Chr. eroberte Alexander der Große das Ferghanatal, im 3. Jahrhundert v. Chr.
wurde es dann Teil des Gräko-Baktrischen Reiches. In der Folgezeit wurde
das Ferghanatal wechselnd von verschiedenen Völkern beherrscht,
bis es im 6. Jahrhundert vom Reich der Göktürken erobert wurde. Von hier aus brach Babur,
ein Nachkomme Timurs, zur Eroberung Indiens und der Begründung der Moguldynastie auf.

Das in den Jahren 1710 bis 1720 gegründete Chanat von Kokand, das sein Zentrum im
Ferghanatal hatte, umfasste auch die Oasen von Taschkent und Chimkent 
sowie das Siebenstromland. Dieses Chanat entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einem
bedeutenden Flächenstaat, der in direkter Nachbarschaft zum Emirat von Buchara lag und
dessen schärfster Konkurrent wurde. In der Zeit zwischen 1810 und 1822, als
Umar Chān über das Chanat herrschte, erlebte die Literatur im Ferghanatal ihre Blütezeit. 
Im 18. und 19. Jahrhundert verbreitete sich außerdem der Qādirīya-Orden im Ferghanatal,
insbesondere in den Städten Margilan und Kokand, wo der Qādirīya-Prediger Niyāz Ahmad
Qādirī lebte. Auch die Naqschbandīya erhielt einen sehr großen Einfluss auf die Bevölkerung.
Die Bewohner des Ferghanatals befolgten gewissenhaft die Anweisungen der Scheiche
der beiden Bruderschaften.

Während der sowjetischen Zeit war das Ferghanatal ein Zentrum der Uranerzförderung.
Die erste Abbaustätte Taboschar ging 1945 in Betrieb.

In den frühen 1990er Jahren, nach der Auflösung der Sowjetunion, wurde das Ferghanatal
zum Operationsgebiet verschiedener islamistischer Gruppierungen wie der Hizb ut-Tahrir 
und in geringerem Umfang besonders in Usbekistan der Akramiyya, benannt nach ihrem
Gründer Akram Yuldashev (* 1963 in Andijon). Im tadschikischen Teil des Ferghanatals
ist der Distrikt Isfara seit der sowjetischen Zeit das Rückzugsgebiet eines konservativen Islam.
Das dortige Dorf Tschorkuh ist eine Hochburg islamistischer Gruppen.